Amicus Personal 16. Januar
Erfolgreiches Active Sourcing im Arbeitsalltag
Erfolgreiches Active Sourcing im Arbeitsalltag

Was ist Active Sourcing?

Active Sourcing ist eine proaktive Maßnahme der Personalbeschaffung. Während Stellenanzeigen darauf basieren, möglichst viele Bewerbungen zu generieren, beinhaltet das Active Sourcing Recruiting die direkte Ansprache von maßgeschneiderten Kandidaten für eine spezielle Stelle. Diese Methode wird innerhalb des Recruitings häufig bei besonders qualifiziertem Personal eingesetzt. Fachkräfte sollen durch die Maßnahme an das Unternehmen gebunden werden bis eine Stelle frei wird und sie besetzt werden kann. Das Ziel beim Active Sourcing ist die Mitarbeitergewinnung für das eigene Unternehmen.

Die Möglichkeiten von Active Sourcing Recruiting sind breit aufgestellt. Active Sourcing kann sowohl online über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, XING oder LinkedIn stattfinden, aber auch offline z. B. auf Hochschulmessen, Berufsmessen, Recruiting-Messen, Seminaren oder Workshops. Laut der Recruiting-Trends Studie aus 2018 von Monster wird heute jede 10. Stelle mithilfe von Active Sourcing Strategien besetzt.

 

Mit Active Sourcing erfolgreich Talente gewinnnen

Durch die Veränderungen, die auf dem Arbeitsmarkt unter anderem auf den demografischen Wandel, den globalen Wettbewerb oder die mangelnde Attraktivität der Ausbildung zurückzuführen sind, ergibt sich eine wesentliche Herausforderung bei der Personalbeschaffung - Der Fachkräftemangel. Fehlendes Fachpersonal hat zur Folge, dass Aufträge aufgrund von Kapazitäten nicht mehr angenommen werden können und dadurch langfristig mit Umsatzeinbußen zu rechnen ist. Ein nachhaltiges Wirtschafts- und Unternehmenswachstum ist ohne qualifizierte Fachkräfte daher kaum noch möglich.

Im Vordergrund des Active Sourcing Prozesses steht dabei der Ausbau der persönlichen und geschäftlichen Beziehung mit potenziellen Kandidaten. Der Kontaktaufbau zwischen Unternehmen und Kandidaten soll gewährleisten, eine Stelle direkt zu besetzen, wenn der Personalbedarf da ist. So bemühen sich Unternehmen bspw. um den Aufbau eines eigenen Talentpools für das künftige Recruiting. Active Sourcing verkürzt dabei die aufgewendete Zeit für eine Einstellung. Kandidaten können maßgeschneidert herausgesucht und zeitnah auf freie Stellen besetzt werden. Es gibt hierbei verschiedene Active Sourcing Methoden, die Unternehmen für die Personalbeschaffung verwenden können.

 

Erfolgreiches Active Sourcing: Methoden, Tipps und Strategien

Talent Pools

Kandidaten, die bereits mit dem Unternehmen in Verbindung getreten sind, können in einen sogenannten Talent-Pool aufgenommen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut kontaktiert werden. Der Erstkontakt kann dabei über Karriere-Events, ehemalige Werkstudentenstellen, Workshops aber auch durch Bewerbungen auf Stellenanzeigen stattfinden. Auch wenn aktuell keine passenden Stellen ausgeschrieben sind, sollten sich Recruiter bemühen, den Kontakt zur Fachkraft weiterhin aufrechtzuerhalten und diese an das Unternehmen zu binden. Sobald eine Position frei wird, kann aus dem Talent-Pool eine geeignete Fachkraft herausgesucht und auf die offene Stelle vermittelt werden.

Referral Sourcing

Beim Referral Sourcing geht es um das Netzwerk und die Kontakte von Angestellten einer entsprechenden Branche oder eines Bereichs. Diese sind entweder im eigenen Unternehmen fest angestellt oder beim Wettbewerb tätig. Hierbei werden die Profile aktueller Mitarbeitenden in den sozialen Netzwerken und deren Beziehungen zu potentiellen Kandidaten geprüft. Die Chance, auf Fachkräfte mit ähnlichen Qualifikationen zu treffen, erleichtert vor allem bei sehr spezifischen Stellen die Kandidatensuche.

Lebenslaufdatenbanken

Jobsuchmaschinen z. B. Stepstone, Monster oder Indeed eröffnen die Möglichkeit, Lebensläufe von potenziellen Kandidaten für einen Aufpreis anzuschauen und die Kandidaten anzuschreiben. Recruiter können hier nach Berufserfahrung, Bildungsabschluss oder speziellen Keywords suchen, um passende Kandidaten zu finden.

Talent-Mining / Profile-Mining

In den sozialen Netzwerken lassen sich auch vermehrt qualifizierte Fachkräfte finden. Durch die Suche nach speziellen Keywords werden Kandidaten ausgespielt, die genau in diese Suchkriterien fallen. Dies ermöglicht eine konkrete Suche nach geeigneten Kandidaten, die z. B. Erfahrung auf einem bestimmten Gebiet haben und aus der Region der zu besetzenden Stelle stammen. Die Business-Netzwerke XING und LinkedIn bieten eine besonders große Auswahl für Recruiter mit einem Premium Account. Für jede Suchmaschine müssen individuelle Befehle angewendet werden, um die Suche zu spezifizieren. Die sogenannten Booleschen Befehle bieten eine effiziente Maßnahme, um passende Kandidaten aufzufinden.

Die relevantesten Booleschen Befehle:

  • AND: sagt der Suchmaschine, dass sie SOWOHL das erste ALS AUCH das zweite Keyword suchen soll (Produkt Manager AND Frankfurt)
  • OR: sagt der Suchmaschine, dass sie alle Resultate anzeigen soll, die eines der Keywords enthalten (Vertriebsmitarbeiter OR Sales Assistant OR Account Manager)
  • NOT: sagt der Suchmaschine, was sie nicht suchen soll
  • Die sogenannte Wildcard (also das Setzen eines Sternchens) sagt der Suchmaschine, dass alle Keywords, die vor dem Stern erscheinen, in den Ergebnissen enthalten sein sollen. (z. B. key account*, es erscheinen Key Accounter, Key Account Manager, Key Account etc.)
  • ­” ”: Anführungszeichen sagen der Suchmaschine, dass sie nur nach exakt dem Wortlaut suchen soll, der sich in den Anführungszeichen befindet

Karriere Events

Auch Karriere Events wie Recruiting-Messen, Veranstaltungen, Seminare oder Workshops bieten als Offline Maßnahme einen erheblichen Mehrwert im Bereich Active Sourcing. Hier ist der Kandidat direkt vor Ort und kann mit dem Unternehmen in Kontakt treten. Es eröffnet sich die Möglichkeit, Kandidaten auf einer persönlichen Ebene kennenzulernen und das Unternehmen entsprechend zu positionieren und präsentieren.

 

Für wen eignet sich Active Sourcing?

Active Sourcing eignet sich sowohl für kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Öffentlichkeit noch nicht präsent sind, aber auch für Großkonzerne, die ein vorausschauendes Personal-Recruiting betreiben wollen. Gerade für eine sehr spezifische Position, die auf dem normalen Weg einer Stellenanzeige kaum passende Bewerber generiert, findet sich hier eine Nische. Denn die qualifiziertesten Fachkräfte sind oftmals schon in einer Festanstellung und nicht mehr aktiv auf Jobsuche. Hier liegt es an den Führungskräften, mit welchen Mitteln die passenden Kandidaten vom Wettbewerb abgeworben und für das eigene Unternehmen begeistert und gebunden werden sollen.

 

Chancen und Herausforderungen

Das Recruiting über Active Sourcing kann herausfordernd sein, aber es bietet einem Unternehmen auch Chancen. Zu Beginn nimmt das Recruiting durch Active Sourcing viel Zeit in Anspruch, um die richtigen Kanäle für die Zielgruppe zu identifizieren und das HR-Team einzuarbeiten oder gegebenenfalls umzustrukturieren. Je nach Größe des Unternehmens kann für das Active Sourcing eine eigene Stelle oder Abteilung geschaffen werden, die sich speziell auf die Personalbeschaffung durch aktive Ansprache fokussiert. Vor allem Positionen mit speziellen Anforderungen lassen sich, im Vergleich zu klassischen Stellenanzeigen, kostengünstiger und effizienter besetzen. Denn der Streuverlust minimiert sich durch die Eingrenzung von passenden Kandidaten erheblich. Recruiter sollten im Bereich Active Sourcing umfassend geschult und weitergebildet werden, um möglichst objektiv an die Vorauswahl zu gehen. Doch wenn das Recruiting-Team den Freiraum für die notwendigen Veränderungen erhält, ist Active Sourcing eine vielversprechende Möglichkeit, hochqualifizierte und begehrte Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen.

* Für eine bessere Lesbarkeit wird im vorliegenden Artikel nur das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mit gemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.