Marcel Pino 22. November
Mehr Einstellungen durch Optimierung der Candidate Journey
Mehr Einstellungen durch Optimierung der Candidate Journey

Was ist die Candidate Journey?

Die Candidate Journey beschreibt den kompletten Prozess, den ein Kandidat während der Einstellungsphase durchläuft. Innerhalb 4 verschiedener Phasen gibt es individuelle Touchpoints, an denen sich ein Kandidat ein Bild von dem Unternehmen und der Position machen kann. Diese werden, wie auch im Vertrieb oder Marketing, klassisch in das AIDA-Prinzip – Attention, Interest, Desire, Action – unterteilt. Bekommt dein Unternehmen zu wenig Bewerbungen oder keine qualitativen Bewerbungen? Dann lohnt sich ein Blick auf die Candidate Journey zu werfen. Eine Optimierung der Candidate Journey soll deine Kandidaten dazu bringen ihre Bewerbung abzuschicken und letztendlich auch den Job anzunehmen. In dem folgenden Artikel zeigen wir dir, welche Touchpoints du für deine Kandidaten im Einstellungsprozess optimieren kannst.

Vorteile einer optimierten Candidate Journey

Eine gut durchdachte Candidate Journey, entlang der 4 Phasen des Recruitings, kann zu einer positiven Erfahrung der Kandidaten, der sog. Candidate Experience, führen. Im Rennen um die begehrtesten Fachkräfte Deutschlands, grenzen sich immer mehr Unternehmen dadurch ab, ihren Kandidaten die bestmögliche Erfahrung im Einstellungsprozess zu bieten. Sammeln Kandidaten während der Candidate Journey ausschließlich positive Erfahrungen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie das Jobangebot annehmen und zugleich motiviert in das neue Arbeitsverhältnis starten. Zusätzlich wirkt sich die Candidate Experience gewinnbringend auf das Arbeitgeberimage aus. Bestenfalls berichten Bewerber in ihrem Bekanntenkreis von den gemachten Erfahrungen und können als Botschafter für das Unternehmen fungieren, sogar wenn die Bewerbung am Ende nicht zu einer Einstellung führt.

Wie du deine Candidate Experience mit Employer Branding Maßnahmen optimieren kannst, findest du in diesem Artikel.

Wie wird ein potenzieller Kandidat auf dein Unternehmen aufmerksam? (Attention)

Im Ersten Schritt muss dein Unternehmen die potentiellen Kandidaten auf sich aufmerksam machen. Dies passiert über verschiedene Touchpoints wie z. B. die klassischen Stellenportale aber auch über Suchmaschinen, Events, Messen, Social Media, Magazine, Blogs sowie an der Universität und Hochschulen. Die Empfehlung aus dem Bekanntenkreis nimmt hier ebenfalls eine große Rolle ein. Wenn Mitarbeiter in ihrem Unternehmen zufrieden sind, sprechen sie auch mit anderen Menschen darüber und können als Multiplikatoren die Aufmerksamkeit des Unternehmens positiv beeinflussen. Alle diese Touchpoints sollten überprüft werden, um Wunschkandidaten für das eigene Unternehmen zu finden. Hierbei kann es hilfreich sein zu analysieren, auf welchem Weg die aktuellen Mitarbeitenden auf das Unternehmen aufmerksam geworden sind und den Fokus auf diese Kanäle legen.

 

Wie wecke ich das Interesse eines Kandidaten? (Interest)

Kandidaten die aktiv auf Jobsuche sind, werden wahrscheinlich zuerst eine deiner Stellenanzeigen in einem Stellenportal begegnen. Hier gilt es innerhalb der Stellenanzeige das Interesse des potentiellen Mitarbeiters für dich zu gewinnen. Allem voran kannst du hier besonders gut durch einen individuellen Text überzeugen. Auf den meisten Stellenportalen gibt es keine Möglichkeit grafische, visuelle oder auditive Elemente einzubinden, daher ist hier Texttalent gefragt. In der Stellenanzeige sollte eine für die Zielgruppe klare, informative Jobbeschreibung vorhanden sein, aber auch Einblicke in den Arbeitsalltag und die Kultur im Unternehmen gewähren. Ein hochwertiger Text u. a. in der Einleitung kann dich hier von anderen Unternehmen abheben und bietet dir den Vorteil deine Alleinstellungsmerkmale an deine Zielgruppe zu kommunizieren.

Bei passiv suchenden Kandidaten sind andere Touchpoints relevant. In den sozialen Medien werden zunehmend vermehrt Stellenanzeigen publiziert und können hier durch grafische Elemente das Interesse des Kandidaten wecken. Außerdem können Unternehmen mit einem Auftritt auf Messen, Events oder Bildungseinrichtungen potentielle Kandidaten durch das Engagement und Auftreten deiner Mitarbeiter anziehen. Hier gilt wie überall aus der Masse herauszustechen und mit einem einzigartigen Auftritt ein unvergessliches Erlebnis für Kandidaten zu hinterlassen.

 

Wie überzeuge ich einen Kandidaten die Bewerbung abzuschicken? (Desire)

Nachdem das Interesse des Kandidaten geweckt wurde, muss dieser auch den Wunsch beim Unternehmen zu arbeiten kultivieren. Das haben zum Teil schon die ersten Touchpoints geleistet. An diesem Punkt entscheiden sich jedoch die top ausgebildeten Fachkräfte, noch näher mit dem Unternehmen, der Kultur und den Werten zu in Kontakt zu kommen, bevor sie eine Bewerbung abschicken. Wie überall gilt: Kontinuität auf allen Touchpoints. Ist das Unternehmen kompetent, in dem was es macht? Dies ließe sich durch gut geschriebene Blogbeiträge oder Whitepaper zu einem bestimmten Thema herausfinden. Sind die Mitarbeiter in dem Unternehmen zufrieden? Über Mitarbeitergeschichten in Videos und Interviews z. B. auf Social Media können Kandidaten einen Einblick in die Arbeitsweise und Unternehmenskultur bekommen. Arbeitgeberbewertungen z. B. auf Kununu eignen sich hervorragend, um die Arbeitgeberattraktivität einzuschätzen. Diese Kanäle sollten Unternehmen nutzen, um Interessenten zu vermitteln, dass sie der „Top-Arbeitgeber“ sind und können auch aus negativen Bewertungen Schlüsse für Optimierungspotenzial ziehen. Kandidaten die prinzipiell an dem Unternehmen interessiert sind, aber noch keine passende Stellenausschreibung gefunden haben, können außerdem durch die Registrierung in einem Job-Newsletter oder durch die Aufnahme in den Talentpool, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal kontaktiert werden. Diese „Rohkontakte“ sollten in jedem Fall nicht verloren gehen.

 

Den Kandidaten als Bewerber gewinnen (Action)

Die Abschlussphase erfolgt über eine Bewerbung per E-Mail oder über ein Bewerbungsformular. Manche Unternehmen verkomplizieren den Prozess z. B. durch die Registrierung auf einem eigenen umständlichen Recruiting Portal, langer Ladezeiten oder das Verfassen eines Anschreibens für bestimmte Positionen. Um die Abschlussrate der Bewerbung zu erhöhen, sollten diese Touchpoints überprüft und ggf. angepasst werden. Anhand von Tracking-Tools z. B. Google Analytics lässt sich genau erkennen, an welchem Punkt die meisten Kandidaten aussteigen und kann Aufschluss über Optimierungspotenzial an verschiedenen Touchpoints aufzeigen.

Hat sich der Kandidat entschlossen seine Bewerbung abzuschicken, geht es in die engere Auswahl der Bewerber. Hier durchläuft der Bewerber die letzten Touchpoints und bietet an weiteren Punkten das Potenzial die Candidate Experience zu optimieren:

  • Mit der Eingangsbestätigung startet dieser Prozess und sollte immer persönlich an den Bewerber adressiert sein, auch wenn die Mail einen Standarttext enthält.
  • Sollte nach einigen Tagen noch keine Entscheidung gefallen sein, sollte dem Kandidaten ein Zwischenbescheid gegeben und noch um etwas Geduld gebeten werden.
  • Falls der Kandidat eine Absage erhält sollte Sie persönlich und einfühlsam formuliert sein. Gründe für eine Ablehnung sollten immer individuell kommuniziert werden. Ein Standartschreiben ist hier fehl am Platz. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, dass auch dieser Bewerber, möglicherweise noch einmal eine Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt versendet.
  • Bewerber, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, sollten in einem persönlichen Gespräch am Telefon informiert werden. Das zeugt von Wertschätzung und wirft generell ein gutes Licht auf das Unternehmen.
  • Das Vorstellungsgespräch sollte klar strukturiert, aber in einer offenen und freundlichen Atmosphäre ablaufen. Oftmals sind Bewerber bei Ihrem Gespräch nervös, daher lohnt es sich die Nervosität mit Verständnis zu entgegnen.
  • Eine Einladung zur Vertragsverhandlung oder eine Absage sollte schnell erfolgen. Lasse deinen Kandidaten wissen, dass er entweder der perfekte Kandidat ist oder aufgrund seiner bisherigen Qualifikationen „noch nicht“ geeignet ist.

 

Der Wunsch für dein Unternehmen zu arbeiten, sollte während der gesamten Candidate Journey und ihrer Touchpoints beim Kandidaten präsent bleiben. Unternehmen haben hier die Möglichkeit sich als außergewöhnlichen Arbeitgeber zu positionieren, der alle seine Kandidaten wertschätzt und sich dadurch von anderen Unternehmen unterscheiden. Solche Unternehmen bleiben den Bewerbern im Gedächtnis und versenden evtl. auch ein paar Monate oder Jahre später noch einmal eine Bewerbung.

Zugegeben, die Candidate Journey zu optimieren und dem Bewerber ein einzigartiges Erlebnis während seiner Reise im Einstellungsprozess zu geben, bedarf einem hohen Arbeitsaufwand. Doch im Kampf um die begehrtesten Fachkräfte kann dieser Mehraufwand lohnenswert sein, um als Unternehmen herauszustechen und sich dadurch den entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu sichern.

* Für eine bessere Lesbarkeit wird im vorliegenden Artikel nur das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mit gemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.