Bewerben in 2023
Die Art und Weise sich für einen neuen Job zu bewerben, hat sich mit der Zeit stark verändert. Wir suchen Jobs im Internet oder lassen uns rekrutieren. Durch die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden auch für die Bewerbungen neue Standards gesetzt. In diesem Blogbeitrag möchten wir dir die neuen Standards näher erklären und die daraus resultierenden Veränderungen für die Erstellung eines Lebenslaufs aufzeigen.
Stell dir vor: Es ist Montagmorgen, es regnet, die Bahn kommt mal wieder zu spät und der Deckel deines Kaffees löst sich in dem Moment, in dem du versuchst den köstlichen Lebenserwecker zu genießen. Jetzt kommst du in das kalte Großraumbüro, alle blicken mit trüber Miene und krummen Rücken auf die viel zu hellen Bildschirme. Du setzt dich in deine Schreibtischparzelle und schaltest den alten Computer ein. Die kleine rote Zahl neben dem Outlook-Icon zeigt 230, dabei ist es erst acht Uhr – alles scheint wichtig und muss heute raus. Jetzt reicht es dir wirklich. Du kannst keinen weiteren Tag in diesem Laden verbringen und schon gar keine 40 Jahre. Du öffnest das Jobportal deines Vertrauens und findest den Traumjob. Amicus sucht für ein namhaftes Unternehmen in der Nähe deines Wohnortes einen Mitarbeiter mit deinen Qualifikationen. Wow und diese Benefits! Von so einem Job träumst du schon seit Jahren. Nicht mal ein Bewerbungsanschreiben ist nötig. Na dann einfach auf den Button „jetzt bewerben“ klicken, der drei Jahre alte Lebenslauf wird es ja wohl noch tun. Wie du so einen Lebenslauf schreibst, weißt du auch schon gar nicht mehr. Die Daten ändern, die aktuelle Stelle hinzufügen und raus damit. Hat ja schließlich beim letzten Job auch geklappt, denkst du.
Jetzt liegt dein Lebenslauf zusammen mit den vielen anderen Bewerbungen im Ordner der Bewerberdatenbank. Ein Bild hast du nicht beigefügt. Von Key-Words hast du noch nie etwas gehört. Auf die Orthografie hast du nicht besonders viel Wert gelegt und fatalerweise hat sich in deine Handynummer ein Zahlendreher eingeschlichen. Es ist absehbar, dass es andere Bewerber gibt, die sich mehr Mühe mit der Gestaltung des Lebenslaufs machen. Die Disponenten, Recruiter oder Mitarbeiter der Personalabteilung beurteilen innerhalb von 46 Sekunden, ob du - beziehungsweise die Vorstellung, die sie durch deinen Lebenslauf von dir bekommen - zum Arbeitgeber passt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Personaler deinen Lebenslauf nicht mal zur Hälfte lesen, liegt bei 100 %.
Wir geben dir hier kein Lebenslaufmuster, in das du deine Daten einfach einträgst. Aber mit diesen vier Tipps geht dein Lebenslauf nicht mehr zwischen den anderen unter - versprochen!
1. Zeig dich! – Das Bewerbungsfoto
Klar, es ist keine Pflicht, ein Bewerbungsfoto hochzuladen. Aber ein sympathisches Lächeln zeigt auf den ersten Blick, dass du offen und freundlich bist. Der Arbeitgeber kann direkt einschätzen, ob du gepflegt bist, ob du dir Mühe gibst, ob du ordentlich arbeitest und ob das eine aktuelle Bewerbung ist.
Lass dich am besten professionell von einem Fotografen ablichten. Der weiß genau, wie er dich in Szene setzen muss, um besonders gut rüberzukommen. Zieh dir Klamotten an, die dir passen, in denen du dich zwar wohlfühlst, aber auch angemessen gekleidet bist. Je nach angestrebter Position muss es nicht immer ein Hemd oder eine Bluse sein. Schau im Internet, was Leute in der Branche tragen oder sieh dir Bilder von den Mitarbeitern auf LinkedIn an. Oft sind ihre Profilbilder auch die Bilder, mit denen sie sich beworben haben.
2. Mache deine Fähigkeiten sichtbar! – Die Gestaltung
Wenn du schon dabei bist, sieh dir auch gleich an, welchen Werdegang und welche Erfahrungen diese potenziellen neuen Kollegen haben. Du solltest genau wissen, welche Fähigkeiten gefragt sind, um in deiner Wunschposition zu arbeiten. Musst du gestalterische oder kreative Fähigkeiten mitbringen? Dann solltest du von gängigen Lebenslauf-Vorlagen Abstand nehmen und etwas Eigenes entwerfen. Du bewirbst dich auf eine Stelle, die Präzision und Ordnung verlangt? Dann halte deinen Lebenslauf schlicht. Am wichtigsten ist, dass deine Skills im Vordergrund stehen. Du solltest deinen Lebenslauf so gestalten, dass wichtige Berufserfahrungen direkt ins Auge springen. Am besten sollten diese zentral auf der Seite platziert und mit großen, dickgedruckten Überschriften versehen sein und konkrete Tätigkeiten in kurzen Stichpunkten erklären. Egal für welche Stelle du dich bewirbst, achte in jedem Fall auf Rechtschreibung und Grammatik. Fehler sind ein No-Go. Verlasse dich dabei nicht auf die Korrektur eines Rechtschreibprogramms. Lasse am besten noch mal zwei Leute Korrekturlesen, von denen du weißt, dass sie einwandfreie Deutschkenntnisse haben. Korrekturleser findest du auch im Internet. Sieh den Preis als Investition für deine Zukunft.
3. Ordnung ist die halbe Miete. – Daten und Fakten
Dein Lebenslauf sollte nicht nur ansehnlich sein, sondern auch inhaltlich vollständig und korrekt. Es sollte draufstehen, wer du bist, wie man dich kontaktieren kann und welche relevanten Erfahrungen du in deinem Leben gemacht hast. Vor allem die Kontaktdaten sollten stimmen. Überprüfe deine Mailadresse und deine Handynummer auf ihre Richtigkeit. Nicht jede Biografie ist lückenlos, aber auch das sollte kein Problem darstellen. Versuche die relevanten Erfahrungen hervorzuheben. Beschreibe ganz genau, welche Tätigkeiten du in der Vergangenheit ausgeführt hast. Verwende dazu kurze Stichpunkte mit sogenannten Key-Words. Das sind Wörter, die von Online-Stellenportalen für bestimmte Stellen gefiltert werden. Beispielsweise feststehende Ausdrücke wie: Staplerführerschein, MS-Office-Kenntnisse oder Erfahrung mit Lohn- und Gehaltsabrechnungen solltest du genauso in deinem Lebenslauf nutzen, wie sie in der Anzeige, für die du die Bewerbung schreibst, genutzt werden. Viele Online-Stellenportale stellen durch diese Key-Words eine Übereinstimmung zu relevanten Stellen her, damit dir die Anzeige zuerst angezeigt wird, die genau zu deinen Skills passt. Schaue dir dazu ähnliche Stellenanzeigen an und finde heraus, welche Key-Words für deine angestrebte Position wiederholt auftreten. Diese kannst du dann in der Beschreibung deiner vorherigen Tätigkeiten oder in einer Rubrik mit Fähigkeiten verwenden. Zeige mit der Angabe deiner Hobbys welche Softskills du hast. Softskills sind Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, eine selbstständige und strukturierte Arbeitsweise oder die Kommunikationsfähigkeit. Es ist schon ein guter Indikator für deine Kommunikationsfähigkeit, wenn du gerne mit Freunden kochst. Es muss kein verrücktes Hobby sein. Es genügen zwei bis drei Aktivitäten, die du gerne machst und die zeigen, dass du besondere Interessen und Fähigkeiten hast. Lüge niemals in deinem Lebenslauf! Wenn es im Moment kein passendes Hobby gibt, das dich in das richtige Licht rückt, lasse die Kategorie lieber weg, bevor du dir etwas ausdenkst.
4. Keep it simple! – Die Länge
Es ist immer besser, den Lebenslauf einfach und übersichtlich zu halten. Wenn du 40 Jahre lang in verschiedenen Positionen gearbeitet hast, solltest du einiges wegkürzen. Wenn du gerade erst mit deiner Ausbildung fertig bist, solltest du vielleicht noch relevante Schülerpraktika aufführen. Ein guter Lebenslauf ist mindestens eine DIN-A4-Seite lang und hat maximal zwei Seiten. Überlege dir genau, welche Berufserfahrungen wichtig sind. Nicht jedes Schulpraktikum ist relevant. Relevant sind die Positionen, bei denen du etwas Essenzielles dazugelernt hast. Das Gleiche gilt für die Schulbildung. Wir haben alle die Grundschule besucht. Fange da an, wo es für den Arbeitgeber interessant wird, weil du eine spezielle Richtung eingeschlagen hast, beispielsweise im Abitur oder nach der Realschule. Personaler lesen sich nicht deinen kompletten Lebenslauf durch, wenn auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass du eine Biografie statt eines Lebenslaufs geschrieben hast. Ist der erste Eindruck hingegen positiv, steigt die Lesebereitschaft.
Zu guter Letzt
Beschreibe deinen Werdegang von der Zukunft in die Vergangenheit, damit die relevanten Erfahrungen zuerst gelesen werden. Wähle immer eine gut lesbare Schriftart und bleibe bei maximal zwei Farben für die Gestaltung. Tools wie das Programm Canva oder Vorlagen in Word können dir als Inspiration für einen gestalterisch ansprechenden, aber dennoch übersichtlichen Lebenslauf helfen. Es bietet sich in jedem Fall an, eine tabellarische Form zu wählen. Optional kannst du deinen groben Werdegang auch als Diagramm darstellen oder kleine Grafiken verwenden, um Skills hervorzuheben. Das würden wir aber erst empfehlen, wenn du ein geübter Bewerbungsschreiber bist und ein Auge für Design hast.
Grundsätzlich solltest du deinen Lebenslauf immer wieder so optimieren, dass er dich ins beste Licht rückt. Das ist der erste Eindruck, deine Visitenkarte. Selbst wenn diese Position nicht zu dir passt, hinterlässt ein perfekter Lebenslauf einen Eindruck und bleibt häufig in der Datenbank des Unternehmens, um wieder auf dich zuzukommen, wenn eine passende Position für dich frei wird. Sich zu bewerben ist heutzutage so simpel. Vor allem wenn du eine gute Ausbildung hast. Du musst niemanden mehr anrufen, keine Bewerbungsmappe per Post schicken. Du brauchst in den meiste Fällen nicht mal mehr das klassische Bewerbungsschreiben oder Anschreiben. Es reicht völlig aus, deinen Lebenslauf hochzuladen und auf den Button „jetzt bewerben“ zu klicken. So einfach war es noch nie, einen neuen Job zu finden. Egal ob du dich als Schüler oder als Fünfzigjähriger bewirbst, an diese vier Richtlinien solltest du dich halten und dich nicht von der simplen Schnellbewerbung verleiten lassen. Wir hoffen, dass du jetzt den Durchblick hast, wie du deinen Lebenslauf im Jahr 2023 schreibst.
* Für eine bessere Lesbarkeit wird im vorliegenden Artikel nur das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mit gemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.