Pia de Leeuw 19. März
Konflikte am Arbeitsplatz – So löst du soziale Konflikte professionell
Konflikte am Arbeitsplatz – So löst du soziale Konflikte professionell

(Lesezeit ca. 5 Minuten)

 

Wir verbringen im Schnitt 2000 Stunden pro Jahr mit unseren Kollegen. Manche sehen ihre Kollegen häufiger als ihren Partner. Während es in einer Partnerschaft ganz gewöhnlich ist, auch mal einen Konflikt lösen zu müssen, tun wir uns mit Kollegen häufig schwer. Kollegen sind eben nicht immer Leute, mit denen du deine Freizeit verbringen würdest. Manchmal sind es sogar Leute, denen du lieber aus dem Weg gehen würdest – wenn da nicht der gemeinsame Arbeitsplatz wäre.

Kein Wunder, dass es zwischen Kollegen zu Konflikten kommen kann. Nicht selten sind die Motive Neid, Missgunst und Empathielosigkeit. Die meisten Konflikte entstehen jedoch aufgrund von Missverständnissen oder unklarer Kommunikation.

 

Ein klassisches Beispiel:

Lisa und Alex arbeiten zusammen an einem Teamprojekt und haben unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Projekt angegangen werden soll. Lisa möchte einen bewährten und strukturierten Ansatz verwenden, der auf früheren Erfahrungen basiert, während Alex der Meinung ist, dass das Projekt von innovativen Ansätzen profitieren könnte, die möglicherweise von den üblichen Vorgehensweisen abweichen. Lisa fühlt sich durch Alex' Vorschläge verunsichert und befürchtet, dass das Projekt scheitern könnte, wenn von den bewährten Praktiken abgewichen wird. Alex hingegen glaubt, dass Innovation und Kreativität entscheidend sind, um das Projekt erfolgreich umzusetzen und möglicherweise neue Chancen zu erschließen.

Beiden könnten recht haben, es gibt keine Faktenlage die für die eine oder andre Position spricht.

Nun hat Lisa den ersten Vorschlag gemacht, wie sie das Projekt angehen könnten und Alex war wenig begeistert davon. Er sagte: Sei doch mal offen für Innovation. Wir bewegen uns immer in diesem engen strukturierten Rahmen.“ Lisa kann das gar nicht versteh, sie denkt sich: „Wie kann man denn ein Projekt ohne Struktur leiten?“. Ein klassisches Missverständnis ist entstanden.

 

Wie lösen Lisa und Alex ihren Konflikt und was sollten sie beachten?

 

1. Lisa und Alex sollten offen und klar miteinander kommunizieren. Es ist sehr wichtig, dass sie sich aktiv zuhören und versuchen die Perspektive des anderen zu verstehen, bevor sie antworten oder reagieren.

 

2. Bevor sie das Projekt starten, sollten sie erstmal den Kern des Konflikts klären. Warum sie denken, dass ihr Ansatz besser ist, auf welchen Erfahrungswerten die Annahmen beruhen. Dies hilft dir dabei, gezielt darauf einzugehen und Lösungen zu finden, die das eigentliche Problem ansprechen.

 

3. Ein Kompromiss kann auch eine Lösung sein. Gehen beide an die Grenze dessen, was sie für machbar halten, kann eine Lösung entstehen, die beide Ansätze vereint. Vielleicht entdecken die beiden dabei einen dritten Ansatz für das Projekt, der beiden gefällt.

 

4. Es kann hilfreich sein eine neutrale Person, wie einen Vorgesetzten oder einen Mediator, einzubeziehen, um bei der Konfliktlösung zu helfen. Diese Person kann objektive Perspektiven bieten und dabei helfen, eine faire Lösung zu finden.

 

5. Die beiden sollten die Argumente für ihren Ansatz auf Fakten basieren und nicht auf Gefühlen oder Vermutungen. Trotzdem sollten sie darauf achten, in der Diskussion die Gefühle des anderen nicht zu missachten oder gar zu verletzen.

 

6. Lisa und Alex sollten lernen sich zu vertrauen. Das Vertrauen kann mit Teambuildingmaßnahmen geschaffen werden.

 

7. Wenn der Konflikt überwunden ist, sollten die beiden den Konflikt reflektieren, damit sie in der Zukunft besser mit neuen Konflikten umgehen können.

 

8. Wenn es zu Beleidigungen oder persönlichen Angriffen kommen sollte, raten wir diese direkt zur Sprache zu bringen, bevor die Situation eskaliert.

 

9. Lisa gibt Alex die Chance seinen innovativen Ansatz auszuprobieren und das Projekt scheitert. Jetzt sollte sie es auf jeden Fall vermeiden Alex als Schuldigen zu betiteln. Das Scheitern eines Projekts hat viele Gründe und es ist nicht konstruktiv einen Schuldigen zu suchen. Konstruktiver ist es hingegen, die Fehler im Detail zu analysieren und gemeinsam nach der besseren Alternative Ausschau zu halten.

 

Konflikte lassen sich meistens durch ein offenes und wertschätzendes Gespräch klären. Meistens machen sich die Streitenden mehr Sorgen über mögliche Reaktionen oder Ausgänge des Konflikts als nötig. Du solltest also in jedem Konflikt das Gespräch suchen, sobald du dein eigenes Handeln reflektiert hast. Zu einem gewissen Grad hilft es bestimmt auch Kleinigkeiten zu ignorieren. Kommen diese jedoch immer häufiger vor oder intensivieren sich, dann wird der Konflikt oder das Streitgespräch stets herausfordernder. Es könnte ein Unverständnis dafür entstehen, dass das Problem nicht früher angesprochen wurde.

Um das zu vermeiden ist unser Credo: Sprich alles an, was zu einem Konflikt werden könnte, bevor es zum Konflikt kommt.

 

* Für eine bessere Lesbarkeit wird im vorliegenden Artikel nur das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mit gemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.